Freitag, 19. Mai 2006

Erst mal einen Drink

Dann kann ich ja mal versuchen, ob ich das verstanden haben.
Am Anfang war da Chaos. Nicht dass es davor keine Verbrechen gegeben hätte, nein bewahre. Verbrechen sind so alt wie die Menschheit. Und nicht, dass es davor keine Dedektive gegeben hätte. Die sind so alt wie das Verbrechen. Aber nach dem trockenen Mr. Charles, nach seiner bezaubernden Gattin und nach dem allerliebsten Hündchen Astor sollte alles anders werden.
Vielleicht ist auch Hamlet eine irre Story os Inzest, Mord und Verrat, aber seit Mister Hammett ist die Bühne frei für den Schnüffler, dem nichts menschliches fremd ist und der sogar seinen besten Freund ans Messer des Gesetzes liefert um einen Fall aufzuklären.
Die Handlung des „dünnen Mannes“ ist klassisch gut, seither oft kopiert und machmal sogar erreicht worden. Nichts desto trotz würde unsere (Medien)Welt heute ganz anders aussehen, gebe es sie nicht, die Dedektive, Poizisten, Ermittler und Agenten.
Hier trifft ebenfalls zu, was Greenspan zu dem Anschlag auf das WTC bemerkte: „Hätte es das nicht gegeben, man hätte es erfinden müssen!“
So, jetzt denke ich, habe ich mir einen Tropfen vom Was-Auch-Immer-Ihr-Wollt verdient.
HAMMETT Dashiell: „Der dünne Mann“
Diogenes/ 1976/ 3-257-20295-4

Sonntag, 14. Mai 2006

Die Lüge Europa

Am Anfang war alles ganz toll. So wie immer am Anfang alles ganz toll ist. Nicht nur in der Liebe, auch in der Politik.
Am Anfang, da haben sie uns erzählt, es ginge um die Einheit und um das Überleben der Vielfalt, dann das sei es, was dieses Europa ausmacht.
Was, bitte, ist geblieben vom viel zitierten ‚Europa der Regionen‘? Durch meine Heimat laufen immer noch zwei nationale Grenzen. Sowie durch die Gehirne der Zugewanderten noch viel mehr Grenzen gezogen sind. Aber wen kümmert schon das Waldland. Meist nicht einmal mehr die, die dort wohnen – und unter großer Medienpräsenz behaupten, das Waldland hätte noch immer viel zu viele Bäume. Wann beginnt man einmal darüber nachzudenken, eine Europäische Region Tirol aus den drei Teilen zu machen? Wann wird aus dem ethnischen Gebiet Südsteiermark, Ostkärnten und Nordslowenien wieder die Europäische Region Gurk?
Solange die nationalen Pfründe eines Schüssel, einer Merkel, eines Blairs – oder wie die nationalen Gefängniswärter sonst heißen mögen – nicht in den Besitz der Regionen übergegangen sind befindet sich Europa in Geiselhaft. Ich bin nicht so naiv, dass ich glaube, das Volk könnte jemals in den Genuß seines ‚Besitzes‘ kommen, aber eines ist gewiß: Die Politiker, die heute Europa regieren (= zum eigenen Nutzen ausbeuten) sind das schlimmste, was einem Land geschehen kann.
Und: A) das bezieht sich nicht nur auf Europa.
Und: B) hat jedes Volk die Vertreter, die es verdient und die ihm gleichen.

Sonntag, 7. Mai 2006

Villa Nova

Ganz so neu ist die Villa Nova in Baden zwar nicht, aber nach wie vor ein Lokal, dass seine Haube verdient. Zumindest die Küche. Der Vorspeisenteller für zwei Personen mit wirklich knuspriger Frühlingsrolle, wirklich frischem Gemüse, Lachs Tappas, die eigentlich Crêpes waren und einem Rindercarpacco, das sich fast schon streichen ließ war auch für zwei durchaus ausreichend. Die Hühnerstreifen mit Gemüse aus dem Wok gut abgerundet und das Steak „Classic“ mit Speckbohnen und Bratkartoffeln einfach klassisch butterweich. Ebenso klassisch die Apfeltarte. Die Käsevariation um EUR 7,-- mehr als ausreichend. Hier könnte man dem Magen des Gastes zuliebe die 4x mind. 100 Gramm sicherlich auf die Hälfte reduzieren und das Ganze immer noch um EUR 5,-- verkaufen.
Auch die Weinkarte ist exzellent bestückt mit ihrem Schwerpunkt Österreich. Doch damit ist leider des Lobes genug getan. Gut, dass uns alle (!) offenen Weißweine nicht mundeten mag vielleicht an uns gelegen sein. Auch wenn es verwundet, dass ein Cardonney der angeblich aus dem Jahre 2004 stammt (Tement?) eigentlich nur mit Säure aufwartet. Und einen kalifornischen Shiraz zu dekantieren ist auch meines Erachtens vergebliche Liebesmüh‘. Dass allerdings ein offener Heideboden aus Gols zu einem Drittel aus Bodensatz bestehen muß sehe ich nicht ein. Und auch nicht, dass man längere Zeiten vor einem leeren Glas zu sitzen hat, weil einen das sonst sehr freundliche Servicepersonal am Nebentisch auf mehrfachen Anruf ignoriert, nur weil offensichtliche Stammgäste zu betreuen sind.
Fazit: Entweder schauen, dass man zu den Stammgästen gehört oder einfach Abstriche machen.
www.stockerwirt.com/VillaNova

Samstag, 6. Mai 2006

Die Erklärung der Erklärung der Welt

Wer sich für soziologische Thesen und Gesellschaftssysteme abseits vom Konsumismus interessiert, der kommt an Max Adler nicht wirklich vorbei. Wer jemals Marx oder Engels gelesen hat (und die meisten, die sie heute verdammen und belächeln, wissen meist nicht mal die Titel ihrer Schriften), für den gehört der Komentator Adler fix dazu.
In „Die solidarische Gesellschaft“ geht Adler weit näher auf die Definition der „Klasse“ ein, als Marx oder Engels es jemals getan haben. Und auch Hegels Dialektik und deren Gebrauch in Marxens Schriften werden ausfürlich beleuchtet.
Adler zitiert wenig und spinnt seine eigenen Gedankenfäden, die meist aber eines der Philosophie kundigen Leses erforden. So sollte man schon vorab wissen, was die „Negation der Negation“ bedeutet, oder, wo der Unterschied in der Realität der Dialektion und der Metaphysik der Dialektik liegt.
Schade, dass er nicht mehr ist, denn über sein heißgeliebtes Engelszitiat: „Es ist ein totaler Mangel an Einsicht, wenn man die Dialektik für ein Instument des Beweises hält.“ (aus Feuerbach) hätte ich doch gerne mit ihm diskutiert.
Max ADLER: „Die solidarische Gesellschaft“
Europa Verlag 1964/ ISBN ???

Montag, 1. Mai 2006

Vom Untergang der österreichischen Rasse und der Armut im Alter

Heute lese ich (wieder einmal) dass im Jahr 2050 auf einen österr. Säugling 39 Pensionisten kommen werden. Und das aus diesem Grund die Alterssicherung nicht mehr gegeben ist.
Eine demagogisch (vielleicht) richtige Annahme, die allerdings zu einem rechnerisch nur schwer nachvollziehbarem Ergebnis gebracht wird.
Denn das soziale System eines Landes (und nicht nur Österreichs) steht und fällt nicht mit der Anzahl der Geburten sondern mit der Anzahl der erwerbstätigen Personen im Verhältnis zu den Ruheständlern. So könnten auch 39 Geburten zu 39 Rentnern (1:1) das Sozialsystem nicht halten, wenn von den 39 Jungen 38 Langzeitarbeitslose sind. Ganz Gegenteil wären diese 38 Arbeitslosen auch noch vom Sozialsystem mit zu erhalten. Andererseits kann seht wohl 1 Junger 39 Rentner erhalten (1:39) wenn diesem einen erwerbstätigen Österreicher noch 38 Deutsche/ Polen/ Inder oder Klingonen erwerbstätig zur Seite stehen.
Die Geburtenrate hat also im Verhältnis zur sozialen Sicherheit eines Landes nichts zu suchen, sondern muß in jedem Fall durch die ‚Anzahl der erwerbstätigen Personen' ersetzt werden. Ganz im Gegenteil ist es geradewegs unverantwortlich eine hohe Geburtenrate bei hoher Arbeitslosigkeit zu verlangen, da gerade auch diese Konstellation zur Untergrabung der sozialen Sicherheit führt!

Samstag, 29. April 2006

Wen die Sonne erwischt

Die FAZ schrieb einmal über diesen Roman: "Gnadenlos dörrt die Saharasonne Gaumen und Hirn eines amerikanischen Ehepaares aus."
Sorry liebe FAZ, aber etwas, das so mit Alkoholika getränkt wird kann nicht ausdorren. Andererseits kann nur verdorren, was man einmal besessen hat. "Hirn" gehört bei Port und Kit nicht unbedingt zur Reiseausstattung, wenn man unter "Hirn" die grundlegende Fähigkeit zu Überleben versteht. Die Fähigkeit zu abwegigsten Gedanken besitzen sie zwar allemal, aber gesunder Menschenverstand stand wohl in der amerikanischen Kriegstraumageneration (Hemingways ‚lost generation') nicht besonders hoch im Kurs. So verspinnt man sich lieber in Gedankengebäude über die schwarzen, unbekannten Schrecken, welche sich hinter dem strahlenden Himmelsgewölbe verbergen und von diesem ächzend zurückgehalten werden, als sich wegen so irdischer Abwegigkeiten wie Krankheiten impfen zu lassen. Dass die Natur keine Fehler vergibt, daran können selbst diese abscheulichen, dahergelaufenen und kulturlosen Franzosen nichts ändern.
Bowles zeichnet ein erschreckend präzises Bild von Menschen einer Gesellschaft, die den Mangel an Vernunft durch ein Übermaß von Zeit und Geld wett zu machen versucht. Ein Schicksal, das jedem Lottospieler droht und zu dem man doch geboren sein muß.
BOWLES Paul: "Himmel über der Wüste"
Rororo/ 1986/ 3-499-15789-6

Montag, 24. April 2006

Gaumenspiel mit Narrenkappe

Im Herzen des 7. Wiener Bezirkes baumelt die Narrenkappe über einem Lokaleingang, dahinter verbirgt sich aber keineswegs Narretei! Egal ob Spinat Pana Cotta oder Kren-Forelle, Ente mit Sesamkohl oder rosa gebratener Lammrücken mit glasierten Linsen, jedes Gericht konnte überzeugen und die Speisenfolge bot ein einheitliches Bild bis hin zu den Brownies aus zweierlei Schokolade. Auch die im Glas ausgeschenkten Weine harmonieren zu den Speisen.
Fazit - mit angemessenen Preisen für eine erstklassige Leistung ist das Gaumenspiel in der Zieglergasse jedenfalls einen Besuch wert. Wenn man reserviert hat! Denn das kleine Lokal ist schnell ausgebucht. Aber selbst im vollen Lokal verliert das Servicepersonal nichts die Freundlichkeit und Aufmerksamkeit. Zwar bleibt bei zwei Leuten (und Hilfe) nur mehr wenig Zeit für den einzelnen Gast, aber man fühlt sich trotzdem umsorgt.
Wer negatives suchte, wurde bei unserem Besuch enttäuscht. Vielleicht könnte man bei der Reservierung nach Raucher/Nichtraucher fragen, bei der Größe des Lokales ist das aber sehr egal. Vielleicht wären bei einem Lokal dieser Qualität Butterteller angebracht.
www.gaumenspiel.at

Sonntag, 23. April 2006

Kopfschuss

Der Titel ist Programm. Nicht nur der Ostbahn Kurti, wieder vereint mit dem Trainer, der Doktor Tresch und seinem Lieblingswirten vom Cafe Rally, sondern auch der Titel selbst ist Programm. Ein Medley aus Italowestern, ORF-Berichten und Dosengösser vom BILLA. Sommerkost am Pool, auf jeden Fall für Ostbahn Fans.
Oder für Kopfschüssler
BRÖDL Günter: "Kurt Ostbahn: Kopfschuss"
Rowohlt/ 2002/ 3-499-23136-0

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