Menschheit

Mittwoch, 31. Mai 2006

Der AHA-Effekt

Kein Buch kann dir erklären, wie du besser isst, besser angelst, besser liebst (und schon gar nicht, wie du besser liest!).
Corinne Maier liefert ein Buch über die Arbeit in Unternehmen ab. Wie sie zu verstehen ist, wie sie zu erkennen ist – und wie man sie (vielleicht) umgehen kann.
Doch für alle, die schon mal einen Tag in einem größeren Unternehmen gearbeitet haben kommt da nicht viel neues. Da stellt sich höchstens der „Aha, sehr nett“-Effekt ein.
Nichts, was man nicht schon gewußt hätte.
Manches, dass man besser kennt.
So lebt Mademoiselle Maier in ihrer französisch zentrierten Welt und meint nur dort sind die Überstundenkaiser anerkannt. Zu ihrer Beruhigung: Auch überall anders ist der Mitarbeiter(in) mit den meisten Überstunden als initiativ beliebt. Wer seine Arbeit in der Normalarbeitszeit schafft und dem Unternehmen (Überstunden=Geld) sparen hilft wird als desinteressiert abgestempelt und schnell abgeschoben.
Leider. Nichts Neues im West(lich)en Kuriositätenkabinett namens Arbeitswelt ...
MAIER Corinne: „Die Entdeckung der Faulheit“
Goldmann/ 2005/ 3-442-30113-0

Donnerstag, 25. Mai 2006

Mißgeburt

Sie haben ihn endlich geschnappt!
Wurde auch höchste Zeit, dass die Kontrollbehörde der Beamten in Deutschland in die Gänge kam.
Lange genug hat es ja gedauer. Aber jetzt haben ‘se ihn!
Den Schmarotzer!
Den Verräter!
Die Mißgeburt!!
Ein Beamter (!) der doch tatsächlich soziales Interesse an den Tag legte.
Wo kommen wir da hin!
Jetzt haben sie ihn ausgeforscht, festgenommen und angeklagt des „fehlgeleiteten sozialen Angagements“.
Ist aber auch war.
Wie konnte er das nur tun?
Unterhaltslose, Unterstandslose, Mittellos vor langwierigen und teueren Gerichtsverfahren wegen so Dingen wie Schwarzfahren durch Hinauszögern bis zur Verjährung zu bewahren!
Und jetzt das! Der Gipfel des „fehlgeleiteten sozialen Angagements“: Bewahrt der Knülch doch glatt eine alleinerziehende Mutter vor einer Haftstrafe, die ihr doch wegen eines Verwaltungsvergehens wirklich gebührt hätte ...
Aber jetzt habe sie ihn ja aus dem Verkehr gezogen!
Paragraph sei Dank.

Montag, 22. Mai 2006

Ist vorbei, was vorbei sein sollte?

Viele, die das hier lesen, werden den Begriff ‚Apartheid nur mehr aus der Schule kennen. Und manche werden sich, vielleicht, daran erinnern, dass irgendwann einmal, vor langer Zeit, irgendwo in Afrika ein paar Weiße mit ein paar Schwarzen Probleme hatten ...
Stimmt, Apartheid WAR ein Problem des weißen Südafrika – und IST ein Problem der Welt. Zwar verläuft die Trennlinie nicht mehr so strikt zwischen den Rassen, aber sie besteht noch immer. Zwischen den Gruppen, zwischen In- und Ausländer, zwischen Inländer der fünften und Inländer der achten Generation. Zwischen Kärntnern und Österreichern. Versuch mal als Türke in eine Münchner Innenstadtdisco zu kommen, oder als Österreicher von einem Kärntner Kellner das, was man bestellt hat ...
Brileys Buch ist nicht neu, aber immer noch erschreckend. Immer noch eines der Bücher, die man immer wieder lesen sollte. Und immer wieder lesen kann. Einerseits weckt es das Interesse für ein offensichtlich außergewöhnliches Land. Andererseits führt es aber vor Augen, dass ein übermächtiges System sich sehr schnell auch gegen jene richten kann, die es eigentlich stützen und verbessern wollen. Und dass Menschen, die nichts mehr zu verlieren haben am schnellsten ihre Skrupel verlieren.
BRILEY John: „Schrei nach Freiheit“
Heyne/ 1988/ 3-453-02836-8

Sonntag, 14. Mai 2006

Die Lüge Europa

Am Anfang war alles ganz toll. So wie immer am Anfang alles ganz toll ist. Nicht nur in der Liebe, auch in der Politik.
Am Anfang, da haben sie uns erzählt, es ginge um die Einheit und um das Überleben der Vielfalt, dann das sei es, was dieses Europa ausmacht.
Was, bitte, ist geblieben vom viel zitierten ‚Europa der Regionen‘? Durch meine Heimat laufen immer noch zwei nationale Grenzen. Sowie durch die Gehirne der Zugewanderten noch viel mehr Grenzen gezogen sind. Aber wen kümmert schon das Waldland. Meist nicht einmal mehr die, die dort wohnen – und unter großer Medienpräsenz behaupten, das Waldland hätte noch immer viel zu viele Bäume. Wann beginnt man einmal darüber nachzudenken, eine Europäische Region Tirol aus den drei Teilen zu machen? Wann wird aus dem ethnischen Gebiet Südsteiermark, Ostkärnten und Nordslowenien wieder die Europäische Region Gurk?
Solange die nationalen Pfründe eines Schüssel, einer Merkel, eines Blairs – oder wie die nationalen Gefängniswärter sonst heißen mögen – nicht in den Besitz der Regionen übergegangen sind befindet sich Europa in Geiselhaft. Ich bin nicht so naiv, dass ich glaube, das Volk könnte jemals in den Genuß seines ‚Besitzes‘ kommen, aber eines ist gewiß: Die Politiker, die heute Europa regieren (= zum eigenen Nutzen ausbeuten) sind das schlimmste, was einem Land geschehen kann.
Und: A) das bezieht sich nicht nur auf Europa.
Und: B) hat jedes Volk die Vertreter, die es verdient und die ihm gleichen.

Samstag, 6. Mai 2006

Die Erklärung der Erklärung der Welt

Wer sich für soziologische Thesen und Gesellschaftssysteme abseits vom Konsumismus interessiert, der kommt an Max Adler nicht wirklich vorbei. Wer jemals Marx oder Engels gelesen hat (und die meisten, die sie heute verdammen und belächeln, wissen meist nicht mal die Titel ihrer Schriften), für den gehört der Komentator Adler fix dazu.
In „Die solidarische Gesellschaft“ geht Adler weit näher auf die Definition der „Klasse“ ein, als Marx oder Engels es jemals getan haben. Und auch Hegels Dialektik und deren Gebrauch in Marxens Schriften werden ausfürlich beleuchtet.
Adler zitiert wenig und spinnt seine eigenen Gedankenfäden, die meist aber eines der Philosophie kundigen Leses erforden. So sollte man schon vorab wissen, was die „Negation der Negation“ bedeutet, oder, wo der Unterschied in der Realität der Dialektion und der Metaphysik der Dialektik liegt.
Schade, dass er nicht mehr ist, denn über sein heißgeliebtes Engelszitiat: „Es ist ein totaler Mangel an Einsicht, wenn man die Dialektik für ein Instument des Beweises hält.“ (aus Feuerbach) hätte ich doch gerne mit ihm diskutiert.
Max ADLER: „Die solidarische Gesellschaft“
Europa Verlag 1964/ ISBN ???

Montag, 1. Mai 2006

Vom Untergang der österreichischen Rasse und der Armut im Alter

Heute lese ich (wieder einmal) dass im Jahr 2050 auf einen österr. Säugling 39 Pensionisten kommen werden. Und das aus diesem Grund die Alterssicherung nicht mehr gegeben ist.
Eine demagogisch (vielleicht) richtige Annahme, die allerdings zu einem rechnerisch nur schwer nachvollziehbarem Ergebnis gebracht wird.
Denn das soziale System eines Landes (und nicht nur Österreichs) steht und fällt nicht mit der Anzahl der Geburten sondern mit der Anzahl der erwerbstätigen Personen im Verhältnis zu den Ruheständlern. So könnten auch 39 Geburten zu 39 Rentnern (1:1) das Sozialsystem nicht halten, wenn von den 39 Jungen 38 Langzeitarbeitslose sind. Ganz Gegenteil wären diese 38 Arbeitslosen auch noch vom Sozialsystem mit zu erhalten. Andererseits kann seht wohl 1 Junger 39 Rentner erhalten (1:39) wenn diesem einen erwerbstätigen Österreicher noch 38 Deutsche/ Polen/ Inder oder Klingonen erwerbstätig zur Seite stehen.
Die Geburtenrate hat also im Verhältnis zur sozialen Sicherheit eines Landes nichts zu suchen, sondern muß in jedem Fall durch die ‚Anzahl der erwerbstätigen Personen' ersetzt werden. Ganz im Gegenteil ist es geradewegs unverantwortlich eine hohe Geburtenrate bei hoher Arbeitslosigkeit zu verlangen, da gerade auch diese Konstellation zur Untergrabung der sozialen Sicherheit führt!

Mittwoch, 19. April 2006

Die Theorie der Praxis

Wenn Forscher versuchen zwischenmenschliche Beeinflussungen zu erklären, dann bekommt das für den Praktiker oft skurrile Auswüchse. Hier wird in den verschiedenen Abhandlungen nicht nur versucht zu erklären, warum und wie die einzelnen Therapien funktionieren, sondern es wird auch versucht sie einander gegenüber zu stellen um die Frage zu klären ‚Welche Behandlung ist bei welcher Störung die zielführendste Therapie?‘. Ein Unterfangen, das nur in Ansätzen gelingen konnte, blendet es doch die Persönlichkeit (Stärken/ Schwäche) des Therapeuten vollkommen aus, wenn man zu einem objektiven Ergebnis gelangen will. Damit klammert man aber auch die Parakommunikation vollkommen aus (Rapport, leading u.ä.), welche aber für den Erfolg einer Sitzung keineswegs unwesentlich sind.
Für Menschen, die sich beruflich mit Psychotherapie befassen ist dieses Werk sicherlich eine gute Anregung, wenn sie daran interessiert sind, sich und ihre Arbeit zu bewerten und zu strukturieren. Für die Arbeit in der Praxis bietet es nur wenig bis keine Anregungen, aber das war offensichtlich auch nicht das Ziel.
HOCHGERNER M.(HG.): „Was heilt in der Psychotherapie?“
Facultas/ 2000/ 3-85076-442-7

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